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Jugend fragt: Wo sollen wir hin?

waz-27-11-2010

WAZ 27.11.2010

Gladbecker Jugendlichen fehlen vielfach Treffpunkte im Stadtgebiet. Sie wünschen sich Orte, an denen sie mal in Ruhe mit Freunden „chillen“ können, also einfach quatschen und entspannen können. Das geht aus einer Untersuchung und Umfrage hervor, die von der Klasse 9 c des Riesener-Gymnasiums gestartet wurde.

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Die Gymnasiasten entfalteten dafür eine beachtliche Aktivität: Sie befragten 458 Gladbecker Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren nach ihrem Lieblings-Treffpunkt und warum sie sich gerne dort verabreden. Zudem wollten sie wissen, ob es genügend Treffpunkte in Gladbeck gibt.

Das Ergebnis: 281 der Befragten sagten, die Zahl der Treffpunkte reiche nicht aus; 46 waren unschlüssig und nur 131 gaben an, dass es genügend Treffpunkte gebe.

Gleichzeitig zeigte sich in den Antworten, dass offizielle Angebote wie Jugendzentren oft nicht genutzt werden. Die Jugendlichen wollen sich oftmals lieber draußen treffen, irgendwo im Stadtzentrum etwa im Südpark, im Skaterpark oder in Wittringen.

Mitte November wurden die Ergebnisse der Untersuchung auch Bürgermeister Ulrich Roland (SPD) und Sozialdezernent Rainer Weichelt im Riesener-Gymnasium vorgestellt. Die Untersuchung der Jugendlichen soll nun auch im Jugendhilfeausschuss diskutiert werden, denn sie spiegelt wesentliche Erkenntnisse der aktuellen jugendpädagogischen Diskussion wider: Immer mehr Jugendliche sind für formelle Angebote wie Jugendzentren und Häuser der offenen Tür kaum noch erreichbar; Treffpunkte unter freiem Himmel werden immer wichtiger, was gleichzeitig oft zu Konflikten führt, etwa wenn es um Lärmbelästigung der Nachbarschaft geht. Dafür gibt es auch in Gladbeck konkrete Beispiele, etwa den Spielplatz an der Talstraße/Höhenstraße in Schultendorf.

„Wird kaum deutsch gesprochen, fühlt man sich manchmal unerwünscht“
Die 9 c des Riesener-Gymnasiums spricht in der Umfrage-Auswertung weitere sensible Punkte an: In manchen Treffs oder Jugendzentren, in denen „kaum deutsch gesprochen wird“, komme man sich fremd und teils unerwünscht vor, sagen Jugendliche. Vielleicht seien verschiedene Treffs für Jugendliche unterschiedlichen kulturellen Hintergrunds nötig. Beispiele dafür (Fachbegriff: „Integration durch Segregation“) gibt es in einigen Städten.

Ein weiteres Beispiel der Klasse 9 c lautet: Oft könnten Treffpunkte, die als „Angsträume“ gelten, mit kleinen Mitteln wieder zu attraktiven Treff-Arealen werden. Beim Spielkeller in der Nähe der Erich-Kästner-Realschule in Brauck etwa sei die defekte Beleuchtung repariert worden, und schon trauten sich die Jugendlichen dort wieder hin, um draußen zu „chillen“.

Die Umfrage der 9 c hat noch viele weitere Facetten: Mehr Werbe-Aktionen für Jugendtreffs wie das „Maxus“ an der Erlenstraße oder auch das „Karo“ an der Schachtstraße soll es geben; das einst zentrale Jugendzentrum „Mikado“ an der Friedrich-Ebert-Straße in Stadtmitte wird schmerzlich vermisst. Und: Open-Air-Treffpunkte, die die Jugendlichen selbst gestaltet haben, seien besser vor Zerstörung und Vandalismus geschützt.

Bemerkenswert ist auch die Abschluss-Frage im Bericht der Riesener-Gymnasiasten: „Sollte es nicht zum Beispiel mal möglich sein, die eine oder andere Tiefgarage zeitweilig zum Skaten freizugeben?“