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Nach Marlowe, Goethe und Berlioz hat nun Madeleine Seemann (Jahrgangsstufe 12) den Faust-Stoff bearbeitet und ihre Fassung in Kooperation mit der Jugendkunstschule Gladbeck erfolgreich uraufgeführt. In einem Interview erfahren wir mehr über die Hintergründe und die Entstehung des Stückes.


Ariel (vulgo: Faust) oder Mephisto – wer ist denn nun interessanter?

Beide Charaktere sind sehr facettenreich und jeder hat seine besondere Seite. Ariel ist der klassische Gelehrte auf der Suche nach Erfüllung,

Ein dunkler Pakt 

Unheimliches und wildes Treiben auf der Walpurgisnacht, selbst der skeptische Ariel lässt sich von diesem Spektakel mitreißen. Gelockt durch Mephisto tanzt er im wilden Reigen mit den Hexen um das Feuer.

der Zweifler. Er verliebt sich unsterblich in Helena – und doch wandelt sich sein eher sanftmütiger Charakter unter dem Einfluss des Teufels auf verhängnisvolle Weise. Mephisto ist der Verführer der Menschheit – und doch zeigt auch er nicht nur seine böse Seite, sondern wirkt eher bestürzt, als er erkennt, dass Ariel ihn scheinbar ausgetrickst hat (– das glauben zumindest die Zuschauer). Kein Charakter ist interessanter für mich; beide haben Qualitäten, wobei unser Mephisto allerdings schon erschreckend makabre Züge trägt und auch Ariel in seinem Wahnsinn bei der Premiere schockierend auf das Publikum (und die Darsteller) wirkte.

Du hast dich nicht nur von Goethe inspirieren lassen. Wovon noch?

Eigentlich hat mich die Band Kamelot auf die Idee gebracht. Beim Übersetzen der Texte entdeckte ich sehr viele Parallelen zu Goethes „Faust“. An „Faust“ fasziniert mich die Wette von Gott und Mephisto, ebenso der Weg zu den verschiedensten Stationen, die die beiden Reisenden durchleben, auch wenn diese nicht im Stück verarbeitet wurden. Die Magie spielt ebenfalls eine große Rolle; so gibt es auch die Walpurgisnacht-Szene, in der die Hexen wild um das Feuer tanzen. Aber auch der Abgrund der menschlichen Seele, dass man sich auf den Teufel einlässt und einen Pakt schließt, das alles fasziniert mich an diesem Werk.

Wie würdest du deine Bearbeitung charakterisieren? Als Tragödie? Als Performance? Als Musical?

Auf jeden Fall ist es eine Tragödie, da Ariel von Anfang an verdammt ist zu verlieren. Schon in der ersten Szene klagt er sein Leid, bekennt, dass er sich nicht vor dunklen Mächten fürchtet und schließt in der zweiten Szene einen Pakt mit dem Teufel. Im weiteren Verlauf erleidet er immer größere Schicksalsschläge (Verlust von „Frau und Kind“, Mord und sein Gerichtsurteil) bis hin zu seiner Höllenfahrt und dem Sieg Mephistos. Wir gaben dem Stück den Untertitel: „Eine musikalische Reise in die Welt von Ariel und Mephisto“. Die Musik ist nicht nur von Kamelot, sondern auch von den Mittelalter-Bands Faun und Schandmaul. Es ist überhaupt schwierig, das Stück einzuordnen. Die Lieder haben darin große Bedeutung, rein zahlenmäßig überwiegen aber die „gesprochenen Szenen“. Deshalb lässt sich das Stück auch nicht als Musical bezeichnen.

Madeleine Seemann, die Theatergruppe „Les Sucettes“ und das Heisenberg-Gymnasium – ein dunkler, aber erfolgreicher Pakt?

Es war schwierig. Wir haben zwei Jahre bis zur Aufführung gebraucht. Es gab in der Zwischenzeit drei Hauptdarstellerwechsel und ein paar Nebenrollenwechsel. Die Musik sollte ursprünglich in Instrumentalversionen vom Band kommen, bis sich der Regisseur vor einem halben Jahr entschloss, eine Live-Band zu engagieren, was wesentlich besser für die Aufführung war. Kostüme und Requisiten waren nicht das große Problem. Die Jugendkunstschule hat sich um die Requisiten mit Praktikanten und einem Workshop gekümmert, die Kostüme stammten entweder auch von der Jugendkunstschule oder von den Schauspielern. Mit der Technik lief alles glatt und mit der Location gab es auch keine größeren Schwierigkeiten. Aber es war sehr viel Arbeit für die Organisatoren. Das lässt sich keinesfalls leugnen.

Bei der Uraufführung hat es ja viel Jubel gegeben. Wir dein Stück in Gladbeck, vielleicht sogar im Riesener-Gymnasium, noch einmal zu sehen sein?

Das ist schon möglich – das heißt ich hoffe, dass es noch einmal aufgeführt wird. Vielleicht auch am Riesener-Gymnasium, auch wenn die Voraussetzungen nicht die besten sind. Das Heisenberg-Forum konnte man komplett abdunkeln und wir hatten eine relativ große Bühne. Es wird schwierig sein, die Licht- und Tontechnik unterzubringen bzw. erst einmal zur Verfügung zu haben. Es gab schwenkbare Scheinwerfer, auch mit farblichen Blenden, außerdem Stroboskoplicht und eine Nebelmaschine. Die Tontechnik bestand für die Sänger aus Headsets und es gab gute Boxen. Ein Nachteil war, dass bei der Aufführung die Band die Stimmen der Sänger oft übertönte. In erster Linie wird die Zweitaufführung des Stücks allerdings von den Schauspielern abhängen. Frau Kalkstein fertigt mit ein paar Freiwilligen die Requisiten neu an und Herr Malzahn will sich um die Musik kümmern. Eine Aufführung ist von sehr vielen Faktoren abhängig und mit sehr viel Aufwand und Arbeit verbunden. Aber es ist auf jeden Fall zu schaffen, wenn sich freiwillige Helfer finden. Es wäre jedenfalls ein Traum, das Stück noch einmal zu zeigen.

Vielen Dank für das Gespräch. Wir drücken kräftig die Daumen.