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Dramatisch aber auch burlesk

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Bis an sein Lebensende hat Goethe am „Faust“-Stoff gearbeitet, und vor einigen Jahren benötigte Peter Stein zwei Abende, die ihrem Umfang nach eigentlich vier waren, um beide Teile der menschlich-übermenschlichen Tragödie einmal ungekürzt auf die Bühne zu wuchten.

Ganz so viel Zeit brauchten die Akteure des Theaterprojekts der Oberstufe nicht, hatten sie sich doch für den – eher selten gespielten – „Urfaust“ entschieden, die früheste Fassung, die wohl die Abgeklärtheit und den Arabeskenreichtum späterer Bearbeitungsstadien vermissen, die handlungsleitenden Motive des Protagonisten dafür aber umso deutlicher hervortreten lässt. Insofern war die Inszenierung nicht nur für Theaterliebhaber, sondern auch für Philologen hochinteressant.
Großen Applaus erntete auch der DS-Kurs der Stufe 9, der Poquelins Komödie „Der eingebildetete Kranke“, einem Repertoirestück aus der Ära Louis XIV., eine Frischzellenkur verpasste, indem er die zeitlosen Aspekte der Vorlage, nervtötende Hypochondrie und dilettantische Familienintrigen, präzis aufeinander bezog – und allen Unverheirateten, die am 12. oder 13. Juli ins Bonhoeffer-Haus gekommen waren, auf diesem Wege gewichtige Argumente zur Verteidigung ihres Familienstandes in die Hand gab.
Witz und Spielfreude demonstrierte schließlich auch der DS-Kurs der Stufe 8, der den Bühnenreigen des Riesener-Gymnasiums mit einer szenischen Collage über populäre Fernsehformate abrundete.

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Argan, der Hypochonder, hat sie alle überlebt: Schlusstableau aus der DS-Inszenierung der Komödie „Der eingebildete Kranke“ im Bonhoeffer-Haus (Bild: Foto-AG)