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Praktischer Politikunterricht

waz-13-03-12

WAZ 14.03.2012

Wie funktioniert ein Ratsbürgerentscheid bei einem konkreten lokalen Thema? Die Oberstufe des Riesener-Gymnasiums erlebte es am Mittwoch „live“.

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Die A 52 im Blick: Oberstufen-Versammlung am Riesenergymnasium.
Foto: Heinrich Jung / WAZFotoPool

Silvia Ott unterrichtet am Riesener-Gymnasium Sozialwissenschaften und Politik – und sie beobachtet deshalb mit einem besonderen professionellen Interesse die lokale Diskussion im Vorfeld des A-52-Ratsbürgerentscheids.

„Und deshalb haben wir diese Diskussionsveranstaltung auch sehr gerne organisiert, denn für unsere Schülerinnen und Schüler ist das sozusagen praktischer Politik-Unterricht“, sagte sie am Mittwoch zur WAZ.

Bürgermeister Ulrich Roland und der städtische Verkehrsplaner Thomas Ide waren eineinhalb Stunden lang in der Pausenhalle des Riesener-Gymnasiums zu Gast, um mit den Oberstufen-Schülern den A-52-Ausbauvorschlag detailreich zu diskutieren.

„Sollte man den Zwei-Millionen-Euro-Eigenanteil der Stadt an dem Projekt nicht lieber für andere Zwecke, zum Beispiel für den Erhalt des bestehenden lokalen Straßennetzes, ausgeben?“ „Wieviele Gladbecker müssen mit Ja oder Nein stimmen, damit der Ratsbürgerentscheid wirklich bindend ist?“

Ca. 3300 Gladbecker haben zum Thema A 52 bereits per Briefwahl abgestimmt. Das berichtete Bürgermeister Ulrich Roland am Mittwoch bei der Oberstufen-Versammlung des Riesener-Gymnasiums. Der A-52-Ratsbürgerentscheid mobilisiert also weiter die Stimmberechtigten. Roland an die Schüler gerichtet: „Ich wünsche Euch und uns eine hohe Wahlbeteiligung.“
Nach anfänglichem Zögern gab es durchaus eine Reihe von Schülerfragen zum heiß umstrittenen A-52-Thema, wobei schnell klar wurde: Die Riesener-Gymnasiasten sehen den A-52-Themenkomplex pragmatisch-sachlich und offenbar weniger aufgeregt als viele 50- bis 60-Jährige.

Bürgermeister Ulrich Roland und Planer Thomas Ide wiesen auf viele Details hin, sie führten etwa aus, dass sich der städtische Zwei-Mio-Euro-Anteil durch den Verkauf städtischer Flächen entlang der neu gestalteten Trasse leicht refinanzieren lasse, sie wiesen auf das nötige Quorum von 8700 Ja- oder Nein-Stimmen hin und betteten das Thema in den Gesamtzusammenhang ein: Deutschland als Industriestandort, die Ruhrregion als Ballungszentrum mit entsprechenden Anforderungen an die Infrastruktur.

Auch die Position der Ausbaugegner wird im Unterricht thematisiert
Die Riesener-Gymnasiasten nehmen das Thema im Unterricht auch in den nächsten Tagen nochmals unter die Lupe, sie lernen dabei auch die Position der A-52-Ausbaugegner (etwa der A-52-Bürgerinitiativen) kennen, wie Schulleiter Michael Nieswandt gegenüber der WAZ unterstrich. Den Schülern soll eine Hilfestellung gegeben werden zu einer kompetenten eigenen Meinungsbildung und Entscheidung. Denn beim Ratsbürgerentscheid am 25. März sind ja bekanntlich schon 16-Jährige wahlberechtigt.

Und so sprach denn auch Schulleiter Michael Nieswandt am Mittwoch in der Pausenhalle von einer geradezu „historischen Oberstufenversammlung“ des Riesener-Ggymnasiums. Der Schulleiter: „Ihr sollt selbst entscheiden! Das A-52-Thema ist insofern auch für uns eine große Chance.“

Michael Bresgott