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Eher burlesk als majestätisch

mg 0262

Woody Allen, Zappelphilipp und Chefneurotiker unter Amerikas Ostküstenintellektuellen, ist den Meisten zweifellos als Regisseur und Filmschauspieler, aber sicher kaum als Dramatiker ein Begriff. Was er für die Bühne schrieb, hätte man früher wohl als Farcen bezeichnet.

In „Gott“, einstudiert und aufgeführt vom Literaturkurs der Stufe Q1, suchen zwei altgriechische Dichter, die freilich nicht Sophokles und Euripides, sondern Hepatitis und Diabetes heißen, den passenden Schluss für ein Stück, mit dem der Dramatikerwettkampf von Athen gewonnen werden soll. Was sich daraus entwickelt, ist ebenso sehr Mythentravestie wie Reflexion über das Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit, dazu ein intellektuelles Spiel mit verschiedenen Zeitebenen, das Regie, Darsteller und Publikum gleichermaßen forderte. Die Theatergruppe setzte es mit derart viel Spielwitz und Engagement in Szene, dass man sich einmal mehr darüber ärgern muss, wie selten pfiffige Unterhaltung dieser Art den Weg auf den Bildschirm findet.
Was man dort stattdessen zur Genüge serviert bekommt, hat der DS-Kurs der Stufe 8 teils variiert, teils auch vergnüglich parodiert: Es waren TV-Formate wie Sitcom, Arztserie oder Horrorkomödie, die – in wohlbedachter Klischeelastigkeit – auf der Bühne fröhliche Urständ feierten. Die Akteure waren mit viel Spaß dabei, und das Publikum hat sich jederzeit bestens amüsiert.
Mit ihrer Entscheidung, das apokalyptisch-groteske Opernlibretto „Zusammenstoß“ von Kurt Schwitters in bearbeiteter Form auf die Bühne zu bringen, hatte sich die Theatergruppe der Stufe 9 einiges vorgenommen. Hinter dem Horrorszenario der bevorstehenden Kollision unseres Planeten mit einem Himmelskörper verbirgt sich, bei aller Überdrehtheit, eine durchaus ernstzunehmende Parabel über den Umgang der Gesellschaft mit einer akuten Krisensituation. Nicht nur die vertrackte Sprachmelodie, auch der ständige Wechsel von kammerspielartigen Sequenzen und Massenszenen sowie das unlösbare Verschränktsein märchenhafter und naturalistischer Elemente forderten die Darsteller aufs Äußerste. Der anhaltende Schlussapplaus machte deutlich, dass sie ihre Aufgabe gemeistert haben.
Resümee: Am Riesener-Gymnasium werden Stücke gezeigt, die keineswegs im Standardrepertoire der deutschen Theater zu finden sind. Überzeugen Sie sich im nächsten Jahr selbst!   

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Sein oder Nichtsein, das ist mal wieder die Frage… (Foto: Gloger / Sender)